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🎲 Adventskalender 2024 🎲

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random.xme

22, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Event-Begeisterter

Beiträge: 4202

Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von random.xme am 04.12.2024 08:57

Türchen 3: Glühweinprobe
„Nein Nein Nein!" Jules griff sich wütend in die Haare und sein Gesicht begann schon seit einer halben Stunde zu glühen, wir waren uns nicht ganz sicher, ob das vom Glühwein kam, oder von seiner Wut, dass wir diese eine Bandprobe nicht so ernst nahmen wie er. Weihnachten stand vor der Tür und als Oskar mit mehreren Flaschen Glühwein im Rucksack, einer tragbaren Herdplatte und einem riesigem Topf unterm Arm zur Probe erschien, wussten wir – dass wir heute wohl etwas weniger produktiv sein würden.
Während Jules sich durch die Anweisungen stotterte, drehte Manni – der Schlagzeuger der Band sich eine Zigarette und klemmte sie sich entspannt hinter das rechte Ohr, nachdem er einen großen Schluck aus seiner nicht mehr ganz dampfenden Tasse nahm. „Jules..." begann ich dann „Wir haben dieses Jahr kein Konzert mehr, die Lieder sind so gut wie fertig. Ich kann verstehen, dass es dich ärgert, weniger zu schaffen als gedacht, aber es ist Weihnachten" ich drückte ihm eine dampfende Tasse in die Hand „Vielleicht sollten wir diese Probe eher als teambildende Maßnahme und weniger als hartes Training verstehen" schlug ich vor. Oskar, der Student mit den goldenen Locken hatte sich bereits mit glühenden Wangen auf das Sofa gekuschelt und döste sogar vor sich her. „Aber..." holte Jules Luft, um etwas zu erwidern, schien aber die Aussichtlosigkeit der Lage einzusehen. Er atmete wieder aus und setzte sich an das Fußende des Sofas und ich ließ mich zurück in den Schneidersitz am Boden sinken. Anders als Jules und Oskar, waren Manni und ich relativ trinkfest. Wer Alkoholiker als Menschen definiert, die regelmäßig was trinken gehen und auch einen wöchentlichen Besuch in einer Bar als Sucht bezeichnet, der würde bei uns beiden sofort eine Klinikeinweisung fertig machen wollen. Nach jeder Probe setzte ich mich mit dem fast schon schweigsamen Manni in den Irish-Pub um die Ecke und trank das eine oder andere Bier. Die Proben waren sehr häufig sehr stressig und ich freute mich über den ruhigen Abend mit meinem besten Freund.
Manni nickte mir kurz mit dem Kinn zu, ein universelles Zeichen für „Ich gehe eine Rauchen, kommst du mit raus frische Luft schnappen?" ich legte die Gitarre zur Seite auf der ich ein paar Akkorde gezupft hatte und ging mit ihm vor die Tür.
Eigentlich rauchte ich nicht – nur manchmal, auf Partys oder an besonders stressigen Tagen die ein entspanntes Ritual am Abend erforderten. Meistens stellte ich mich dafür auf den kleinen Balkon den wir hatten und blies den Rauch in eine tiefschwarze Nacht. Heute kräuslete er sich unter dem Licht der Straßenlaterne zu kleinen Wolken. Es knisterte zwischen meinen Fingern, als ich an dem Filter zog und der Rauch meinen Hals nach unten kratzte. Ich hustete leicht. Manni grinste. Ich schüttelte leicht den Kopf. Er zog die Schultern hoch. Gutes Gespräch.


Dinge über die etwas geschrieben steht, existieren. Sie sind nicht immer wahr, aber sie existieren


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Sprenkel

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Eventmanager

Ambitionierter Teilnehmer

Beiträge: 931

Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von Sprenkel am 04.12.2024 01:16

tuerchen_4.png

4. Dezember
Wie würde dein Charakter seine Wohnung weihnachtlich schmücken? Oder würde er auf jeden Fall auf Weihnachtsschmuck verzichten?


Zeit für die Antwort bis am 6. Dezember um 23:59 Uhr

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Alaska

26, Weiblich

  8. Pocketbook Writer

Neuling

Beiträge: 1814

Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von Alaska am 04.12.2024 00:14

Tür 3 Ab wie vielen Gläsern Glühwein wäre dein Charakter betrunken? Wie trinkfest ist er?

Amaro Alvarez
[Monsterjäger - 28 J. - Pinnwand *klick*]

TW Erwähnung von Blut und Gewalt, ein (1) Schimpfwort, obv Alkohol


Die Ducati brüllte wie ein gereiztes Raubtier, als Amaro sie durch die Nacht trieb. Sein Atem ging noch immer schwer, und sein ganzer Körper pulsierte vom Adrenalin des Kampfes. Blut klebte an seinen Knöcheln, die Hände fest um die Lenkergriffe geschlossen. Die Straßen waren leerer geworden, als er endlich die Innenstadt erreichte. Der vertraute Klang von Motorengeräuschen wich plötzlich einer sanfteren Melodie. Lichterketten und der Duft von Glühwein umhüllten ihn, als er den Weihnachtsmarkt am Rande der Altstadt sah. Er hielt abrupt an und schaltete den Motor aus. Das leise Knirschen von Kies unter seinen Stiefeln war das einzige Geräusch, das ihn begleitete, als er abstieg und den Helm abnahm. Seine braunen Haare fielen unordentlich in sein Gesicht, und er wischte sie mit einer müden Handbewegung zurück.
Weihnachten? Wirklich?, dachte er, während sein Blick über die glitzernden Buden wanderte. Amaro schnaufte leise. Die Zeit war wie Sand durch seine Finger geronnen, während er sich von einer Jagd zur nächsten gestürzt hatte. Es fühlte sich fast surreal an, hier zu stehen, umgeben von Lachen, während er nur Minuten zuvor in einer blutigen Auseinandersetzung gewesen war.
Er begann langsam, den Markt zu durchqueren. Kinder lachten, Pärchen hielten sich an den Händen, und der Duft von Zimt hing schwer in der Luft. Ein seltsamer Kontrast zu den Schreien und dem Knirschen von Knochen, die ihm noch in den Ohren hallten.
Die eisige Luft des Weihnachtsmarkts biss leicht in Amaros Gesicht, doch er ließ sich davon nicht stören.

Seine Gedanken wanderten zu Arden. Wie sie sich zurückgezogen hatte, nachdem sie zum Vampir gemacht wurde. Daran, wie er sie trotz allem immer wieder aufsuchte. Warum genau, konnte er sich selber auch noch nicht so wirklich beantworten. 
Dann war da noch Phobos. Der andere Hunter hatte eine kalte, strategische Präzision, die Amaro oft und vor allem insgeheim ein wenig beneidete. Natürlich müsste erst jemand wichtiges sterben, damit er dies offenlegt. 
Er hätte mich dafür ausgelacht, dass ich hier rumstehe.
Und schließlich dachte er an Ivy. Die Soul Huntress hatte eine unerschütterliche Verbindung zur Welt der Geister und eine Perspektive, die sie häufig alle daran erinnerte, dass sie trotz allem noch Menschen waren.
Sie würde mich hierherziehen, nur um mich dazu zu bringen, ein Glas Glühwein zu probieren.
Amaro blieb vor einem Stand mit hölzernen Engeln stehen und betrachtete die filigranen Figuren. Einer von ihnen trug ein Schwert und einen entschlossenen Ausdruck. Er fühlte sich seltsam angesprochen von der Darstellung. Vielleicht ist es Zeit, auch mal die Waffen niederzulegen. Wenigstens für einen Abend.
Mit diesem Gedanken griff Amaro in seine Tasche, zog seine Brieftasche hervor und kaufte den Engel, den er sicher in seiner Jackentasche für Arden verstaute. Würde sich vermutlich hübsch machen auf ihren unzähligen Bücherstapeln.
Schließlich fand er sich auch an einem der Stände, die Glühwein in dampfenden Bechern ausschenkten, wieder. Der süße, würzige Duft von Zimt, Nelken und heißem Wein mischte sich mit dem Geräusch fröhlicher Stimmen und dem leisen Klimpern von Weihnachtsliedern, die aus unsichtbaren Lautsprechern kamen. Amaro musterte den Verkäufer, einen älteren Mann mit einer roten Wollmütze, und zog seinen Geldschein hervor.
Ein Glühwein", sagte er knapp.
Der erste Schluck war überraschend. Die Wärme des Getränks breitete sich in seiner Kehle aus und strömte wie ein kleiner Trost durch seinen Körper. Er schloss kurz die Augen, lauschte dem Lachen der Kinder, das so fremd und fern wirkte, und nahm noch einen Schluck.Es dauerte nicht lange, bis er sich den zweiten Becher holte. Der Geschmack schien intensiver, die Welt um ihn herum ein wenig weicher. Für einen Moment dachte er an Arden und daran, wie sie vielleicht jetzt irgendwo alleine saß, in der Dunkelheit, gefangen zwischen dem, was sie war, und dem, was sie geworden war. Sie hätte ihm wohl ins Gesicht gelacht, wenn sie ihn hier gesehen hätte – Amaro, den berüchtigten Grim Hunter, mit einem Glühweinbecher in der Hand auf einem Weihnachtsmarkt. Der dritte Becher kam schneller, als er erwartet hatte. Er hatte nicht geplant, länger zu bleiben, doch etwas an diesem Ort hielt ihn fest. Der Lärm der Menge schien sich wie ein leiser Nebel um ihn zu legen, und er fühlte, wie sich ein Hauch von Schwere in seine Gedanken schlich. Die Wärme des Weins kroch in seine Glieder und machte die Kälte der Nacht erträglicher. Beim vierten Becher begann die Welt um ihn herum, sich leicht zu drehen. Die bunten Lichter der Stände tanzten vor seinen Augen, und das Lachen der Leute klang wie ein ferner Chor. Sein Kopf fühlte sich leichter an, und er merkte, dass er lächelte, ohne zu wissen, warum.
Noch einen?" fragte der Verkäufer, als Amaro sich den fünften Becher holte.
Warum nicht", antwortete Amaro mit einem undeutlichen Lachen, das selbst ihn überraschte. Die Härte in seiner Stimme war gewichen, seine Schultern ein wenig gesenkt.
Der Glühwein hatte seine Wirkung entfaltet. Die Konturen der Welt schienen weicher, weniger klar. Gedanken an Phobos und seine ständige Ernsthaftigkeit kamen ihm in den Sinn. Wie oft hatte er ihm gesagt, dass er sich mal entspannen sollte? Jetzt wäre der Moment, um diesen Ratschlag selbst zu beherzigen.
Der sechste Becher blieb halb voll. Amaro spürte, wie die Müdigkeit ihn einholte, eine angenehme, fast friedliche Schwere, die seine Beine wackelig machte. Er setzte sich auf eine der Holzbänke in der Nähe, ließ den Becher in den Schnee sinken und lehnte sich zurück. Der Weihnachtsmarkt schien sich weiterzudrehen, doch in ihm kehrte eine seltsame Ruhe ein.
Scheiße.", murmelte er, als er seinen Kopf zurücklehnte und die Sterne am Himmel betrachtete. „Ich bin betrunken."
Ein kleiner Junge rannte vorbei, eine Zuckerwatte in der Hand. Sein Lachen brachte Amaro dazu, schief zu grinsen. Vielleicht, dachte er, war das hier der Moment, den er gebraucht hatte – eine kurze Flucht aus der Dunkelheit, der er sonst sein Leben lang hinterher hechtete.

IF THERE'S A GOD I'M GOING TO MAKE HIM CRY

Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.12.2024 02:01.

LuciferDaem...

27, Weiblich

  8. Pocketbook Writer

Beiträge: 1645

Catriona McLoid - 3. Dezember

von LuciferDaemonium am 03.12.2024 20:54

3. Dezember - Never drink with demons....ever... again


TW: Consume of alcohol

Der vorerst letzte Tag in Russland brach für sie an. Am nächsten Morgen sollte es mit dem Privatflieger von Baal zurück nach London gehen und irgendwie dämpfte der Umstand des letzten Nachmittags und damit verbundenen Abend ihre Stimmung merklich. Catriona wollte noch nicht gehen. In London wartete der alte Trott wieder auf sie. Die geschäftige Firma, die nervtötenden Dämonen, die sie nicht ernst nahmen. Zudem war sie eben erst in Weihnachtsstimmung gekommen, aber an ihrem Schreibtisch würde diese sofort wieder verfliegen. Und den schönen Schnee konnten sie ebenso wenig mitnehmen. Auch wenn sie wegen der Kälte gejammert hatte, war das friedliche Weiß ein herrlicher Anblick, den sie genießen wollte. Die Rothaarige seufzte unzufrieden und stützte ihr Kinn auf eine Hand ab. Lustlos rührte sie in ihrem Kaffee herum.
"Das war jetzt der Vierte.", schnaubte es neben ihr. Azrael warf ihr einen scharfen Seitenblick zu.
"Spuck schon aus, was los ist. Das ist ja kaum auszuhalten." Catriona verzog das Gesicht und schob die Unterlippe leicht nach vorne. Niemand zwang ihn dazu, ihr Gesellschaft zu leisten. Und trotzdem saßen sie gemeinsam in Baals Kaminzimmer. Das warme Feuer knisterte einladend im Hintergrund und die behagliche Stimmung sorgte nur noch mehr dafür, dass Catriona nicht gehen wollte.
"Morgen geht es wieder nach London.", murrte sie und sah wieder auf ihren Kaffee. Azrael hob eine Braue.
"Und deshalb ziehst du ein Gesicht wie...?"
"...das Londoner Wetter? Exakt.", beendete die Schottin kurzerhand seinen begonnenen Satz.
"Was ist wirklich das Problem?", hakte der Dämon zielgerichtet nach und ertappt zuckte Catriona zusammen und zog leicht schuldbewusst ihre Schultern an.
"Ich will nicht zurück in den langweiligen Alltag...", murmelte sie und etwas beschämt nahm sie hastig einen Schluck ihres Kaffees, als er auch schon neben ihr zu lachen begann.
"Ich dachte du wärst ein Worcaholic.", zog er sie auch schon auf und Catriona sah giftig zu ihm rüber.
"Du lässt es ja klingen, als wäre ich sonst langweilig.", schnappte sie zurück und bereute es fast, etwas gesagt zu haben.
"Bist du etwa nicht?", feixte Azrael, der es einmal mehr genoss, ihre Nerven zu strapazieren.
"Hey!", protestierte die Schottin auch schon erbost und sein Grinsen wurde nur eine Spur breiter. Doch ihm entging nicht, dass es ihr wohl wirklich widerstrebte, an den ätzenden Schreibtisch zurückzukehren. Etwas, was selbst er nachempfinden konnte.
"Wir müssen es ja nicht bei einem langweiligen Alltag belassen.", zuckte er schließlich mit den Schultern und tat es als keine große Sache ab. Catriona verstand nicht sofort, was er meinte und sah ihn nur verwirrt an. Jetzt war es an Azrael, zu seufzen.
"London hat auch nicht gerade wenig zu bieten. Und zur Not tummeln wir uns eben auf dem heimischen Weihnachtsmarkt herum." Catrionas Augen begannen zu leuchten. Meinte er das ernst? Er musste, sonst würde sie ihm wohl wirklich die Hölle heiß machen.
"Versprochen?", hakte sie misstrauisch nach, da es fast zu gut klang, um wahr zu sein. Azrael schnaubte spöttisch.
"Du und deine Versprechen.", gab er nur von sich, doch das Abwertende von früher fehlte in seiner Stimme. Einen Blick in die fast schon hoffnungsvollen grauen Augen und er resignierte.
"Meinetwegen, versprochen.", gab er ausnahmsweise nach und Catriona klatschte begeistert in die Hände. Plötzlich war von ihrer tristen Stimmung nichts mehr zu spüren und der Abschied von Baal schien weniger schlimm als zuvor.


"Bevor ihr in euer langweiliges Britanien zurückkehrt, haben wir aber noch ein Hühnchen zu rupfen.", dröhnte es hinter ihnen. Catriona zuckte leicht zusammen und wandte sich dem Höllenfürsten zu, der mit einem breiten Grinsen den Raum betreten hatte. Sie hob eine Braue und legte den Kopf schief.
"Und das wäre?", hakte sie nach, während Baal sich in Seelenruhe eine seiner heißgeliebten Zigarren entzündete.
"Glaubt ihr beiden wirklich, ich lasse euch ungestraft davonkommen?" Fast schon bedrohlich ruhig blickte Baal von der Zigarre auf und seine Augen schimmerten leicht rötlich durch die Glut. Catriona wechselte einen verwirrten Blick mit Azrael, der es ebenso wenig zu verstehen schien wie sie.
"Ihr geht gestern einfach auf den Moskauer Weihnachtsmarkt und amüsiert euch, während ich in der Waffenfabrik für Ordnung sorgen muss. Ihr habt ohne Onkel Baal getrunken, das vergebe ich euch nicht." Gespielt verletzt griff er sich an die Brust und es dauerte einen langen Moment, ehe Catriona schallend auflachte, als sie den nur zur Hälfte gespielten empörten Unterton realisierte.
"Aw, Baal. Wir können heute nochmal zusammen hingehen, wenn du möchtest.", schlug sie versönlich vor, doch der russische Dämon schnaubte nur beleidigt.
"Pah! Was Moskau kann, kann ich besser! Smotrite zdes! [russ: Schaut her]" Er klatschte laut hallend in seine Hände und der Raum veränderte sich leicht. Plötzlich schwebte der köstliche Duft von Gebäck und Süßspeisen durch diesen, ebenso aber der Geruch von Glühwein, während das Kaminzimmer plötzlich etwas größer als vorher wirkte. Catrionas Blick lag jedoch auf dem Dispenser mit dem Heißgetränk der Weihnachtszeit. Natürlich in einem großen Dispenser, wo mit Sicherheit mindestens zehn Liter, wenn nicht gar mehr, drinnen waren. Oh nein....
"Baal... wer kommt denn noch alles?", kam es fast schon schockiert von Catriona, die mittlerweile aufgestanden war und neugierig den Deckel angehoben hatte. Das war eine Menge Glühwein und könnte wohl selbst als Stand auf dem Markt durchgehen.
"Niemand, nur wir drei. Bevor ihr morgen geht, werden wir heute trinken! Keine Widerworte.", bestimmte Baal doch die scharfe Stimme klang im starken Kontrast zu dem eher väterlichen Lächeln auf seinen vom Bart umgebenden Lippen. Catriona grinste nur kopfschüttelnd. Dass er Alkohol durchaus mochte, war bei seinen Vodka-Ziehungen schon zu sehen gewesen, aber das?
"Wie könnte ich dazu nein sagen?", grinste Azrael schon, der natürlich mit dabei war. Catriona zögerte jedoch etwas. Irgendwas sagte ihr, dass der Abend nicht gut für sie ausgehen würde, wenn sie mit zwei Dämonen ein heißes, alkoholisches Getränk nach dem anderen vertilgte.
"Vielleicht einen...", meinte sie etwas zaghaft und erntete sogleich einen spöttischen Blick des jungen Morningstars. Baal hingegen verschränkte seine Arme vor der breiten Brust.
"Ich dachte du bist eine reinblütige Schottin, Catja!", kam es fast schon enttäuscht von ihm.
"Angst, gegen einen Russen im Trinken zu verlieren?", trieb er es noch weiter. Normalerweise sollte sie sich nicht reizen lassen, noch weniger von ihm. Aber ganz vom Stolz befreit war sie eben doch nicht, noch weniger, wenn es um ihre Herkunft ging.
"Hah, wir Schotten haben das Trinken erst erfunden, Starik! [alter Mann]", grinste sie ihm angriffslustig entgegen. Azrael hob diesmal beide Brauen an und hob warnend eine Hand.
"Catriona, ich würde das nicht tun...", begann er schon, doch es war zu spät. Baal lachte laut und schallend auf, kam auf sie zu und sah auf sie hinab.
"khotiteh poigrat vieu vypivku? [Ein Trinkspiel gefällig?]", raunte er ihr herausfordernd zu und in dem Moment dämmerte ihr, was sie da in die Wege geleitet hatte. Fuck. Gegen Baal würde sie nicht ankommen. Nie im Leben, sein dämonischer Stoffwechsel sorgte schon dafür, dass sie längst im Koma läge, bis er mal etwas bemerken würde.
"Ich...ähm...." Hilfesuchend sah sie zu Azrael, der sich nur die Schläfe rieb und ihr einen Blick schenkte, der deutlich machte, dass sie das jetzt alleine ausbaden müsse.
"Naja, als Sterbliche kann ich ja wohl kaum mit dem großen Baal mithalten.", versuchte sie die Wogen zu glätten und grinste leicht schalkhaft.
"Aber ein gewisser, neuer Höllenherrscher wäre doch sicherlich ein würdiger Gegner.", versuchte sie ihr Glück und erntete einen fast schon tödlichen Blick seitens Azrael. Dass sie ihn als Sündenbock gegen Baal vorschob, war nicht gerade die feine Art, doch dem Fürsten schien es zu gefallen.
"Hah, du machst trotzdem mit und nicht nur einen, Catja. So leicht kommst du nicht davon! Aber wir hatten schon ewig kein Wetttrinken mehr, Azrael. Das Letzte ist dir nicht gut bekommen.", grinste der Älteste breit und sah zum Schwarzhaarigen, der ein wenig säuerlich das Gesicht verzog. Wieder streifte Catriona ein strafender Blick, als Baal ihn bereits zum Tisch schob und ihnen drei einschenkte.
"Das wirst du mir büßen.", knurrte er Catriona zu, sie entschuldigend, wie hilflos nur grinste.
"Ich machs wieder gut.", wollte sie ihn beschwichtigen und der Dämon schnaubte nur unwillig.
"Du weißt, dass keiner gegen Baal gewinnen kann, oder?", wollte er skeptisch wissen, immerhin kannte Catriona den Russen doch selbst mehr als gut.
"Weiß ich.", gab sie dreist zu und nahm ihre Tasse entgegen.
"Aha... Und dann mich vorschicken, wie charmant.", kam es sarkastisch von seiner Seite und Catriona kicherte nur leicht.
"Ich stehe dir ja moralisch zur Seite."
"Das mit dem Trösten solltest du dringend üben."
"Genug geflirtet, ihr beiden. Wir wollen trinken, nicht reden!", unterbrach Baal das Gezanke der zwei kopfschüttelnd und hob seine Tasse grinsend an.
"Auf unseren Abend. Za nashe znakomstvo! [Auf unsere Bekanntschaft!]", prostete er ihnen zu und die drei stießen an und begannen ihren Abend mit heißem Glühwein und süßen Köstlichkeiten.


[...]

Stunden waren mittlerweile vergangen und der Abend war bereits hereingebrochen, doch von der Dunkelheit draußen war in dem gemütlichen Raum nichts zu merken. Baal ließ mittlerweile weiß Gott woher Musik spielen, russische Volkslieder - Weihnachtsmusik hätte sie dem Fürsten auch nicht zugetraut, doch Catriona musste nur darüber grinsen, immerhin erkannte sie einige wieder. Das Tempo der beiden ließ ihr fast schon schwindelig werden, beide hatten mit sicherheit schon zehn von diesen nicht gerade kleinen Tassen hinter sich und nach der vierten Tasse brauchte sie sichtlich eine Pause. Die spöttischen Bemerkungen, dass sie hinterher war, ignorierte sie dabei gekonnt.
Gott, war es schon immer so warm hier? Catriona spürte merklich, wie ihr der Glühwein langsam zu Kopf stieg, doch noch war ihre gute Laune zu groß, als dass sie aufhören wollte und leerte ihre Tasse letzlich. Baal und Azrael tauschten derweil Erinnerungen alter Geschichten, bei denen sie beide mitgewirkt hatten und die Schottin konnte kaum genug bekommen, ihnen zu lauschen. Nicht nur, weil manches wirklich nur zu komisch war, sondern weil sie die Gelegenheit nutzen wollte, mehr über die beiden herauszufinden. Die entspannte und gesellige Atmosphäre war ansteckend und sogar wohltuend. Aber es wurde zunehmend schwerer, ihnen zu folgen, da Catrionas Verstand bereits vernebelt war und sie manchmal schon dämlich zu kichern begann, obwohl kein Witz erzählt wurde. Die amüsierten Blicke der beiden Herren bekam sie auch kaum mit, als Baal sich schließlich erhob, kaum dass er seine Zigarre ausgedrückt hatte.

Gerade lief das Lied 'Russkaya Rat', ein patriotisches Volkslied, dass den Kampfgeist widerspiegelt. Kein Wunder also, dass es Baal gefiel, immerhin war Krieg sein Geschäft und er brummte munter den Text mit, als er plötzlich neben Catriona stand und ihr auffordernd die Hand reichte.
"Du willst mich umbringen.", japste sie, verstand sie doch die Aufforderung zu tanzen sofort. Baal lachte nur und zog sie einfach von ihrem viel zu bequemen Stuhl, zog sie viel zu energetisch weiter in den Raum hinein, wo sie genügend Platz hatten. Catriona musste trotz der Absurdität anfangen zu lachen und tat ihrem Freund den Gefallen, begann seinen schnellen und kraftvollen Schritten zu folgen. Beinahe fühlte sie sich wie zu Hause, wenn sie mit ihrem Dad auf den Tischen getanzt hatten, sobald sie irgendeine Familienfeier im Garten ausgelegt hatten. Der Alkohol ließ jegliche Hemmung von ihr fallen und sie begann mit Baal ausgelassen zu tanzen, während die schnellen Töne durch den Raum hallten und sie begleiteten. Leider merkte Catriona schnell, dass sich der Raum zu drehen begann, kaum dass ihr Lied verklungen war. Mittlerweile war ihr wirklich verdammt warm und sie war außer Atem, immerhin hatte Baal ein doch sehr schnelles Tempo angegeben.
"Erbarmen!", keuchte sie völlig fertig, als Baal auflachte und sich erbarmte. Sie durfte sich wieder in ihren Stuhl fallen lassen, während der Fürst schon das nächste Lied summte. Azrael neben ihr lachte, was ihr viel zu spät bewusst wurde. Seine bernsteinfarbenen Augen lagen mehr als nur amüsiert auf ihr.
"Sieh an, hätte nicht gedacht, dass du tanzen kannst.", zog er sie auf und Catriona winkte etwas schwankend ab.
"Halt die Klappe. Du wolltest ja nie mit mir tanzen!", grinste sie, immerhin bestand ihr Körper gerade nur noch aus Hitze und Glücksgefühlen, aber leider drehte sich auch alles. Den verdatterten Blick von ihm fand sie dafür umso lustiger, dass sie wieder so dämlich kicherte. Verfluchter Alkohol! Noch dazu heißer, wer war auf die Idee gekommen? Trotzdem, ihre Kehle war wie ausgedörrt, weshalb sie wieder der Vernunft ihre Tasse erneut ansetzen und einen großen Schluck nahm, der nicht mehr wirklich schmeckte. Und es war wohl auch etwas zu viel.

"Ihr Dämon'n seid unfair.", nuschelte sie schließlich und stützte sich schwerfällig auf den Tisch vor sich ab, sah dabei zu ihrem infernalen, doofen Boss. Er ärgerte sie immer und selber wurde er nicht einmal betrunken! Das war doch unfair! Azrael sah sie zweifelnd an und legte leicht den Kopf schief.
"Und du hast eindeutig genug für heute.", meinte er und wäre Catriona nüchtern gewesen, wäre ihr vielleicht sogar aufgefallen, dass er es ernst meinte. Doch ihr betrunkenes Ich grinste nur und piekste ihn gegen die Schulter.
"Warum kann der Alkohol bei euch nich' auch wirken? Wäre viel lustiger.", empörte sie sich halbherzig und Azrael schüttelte nur den Kopf. Er schob vorsorglich ihre halbvolle fünfte Tasse von ihr weg und sie versuchte, nach ihr zu greifen.
"Hey, das is meine!", rief sie lahm aus und versuchte sich zu strecken, doch Azrael hielt sie bestimmt zurück.
"Jap, du hast wirklich genug.", kommentierte er ihre kuriosen Versuche, sich aus seinem Griff zu befreien. Teils amüsiert, teils aber auch besorgt schielte er zu ihr herüber, als sie trotzig die Lippe vorschob und aufgab. Baal prustete nur belustigt los.
"Also wirklich Catja... Whisky kannst du trinken wie keine andere, selbst Vodka... Aber Glühwein und du endest so?", schnaubte er ungläubig und leerte seinen Krug im Anschluss.
"Nich' meine Schuld, du wolltest 'n wetttrinken mit dem süßen Zeugs.", entkam es ihr etwas patzig mit schwerer Zunge und der Fürst schmunzelte nur über den Anblick, den sie abgab. So kontrolliert und professionell wie man sie kannte, war dies wohl etwas völlig Neues. Der Rotschopf war gelinde gesagt hinüber.

Aber all das spielte keine Rolle. Catriona wurde langsam merklich müde und legte sich wieder auf ihre Arme. Sie hörte es noch neben sich seufzen, als würde es durch Watte zu ihr durchdringen.
"Ich kann zwar nicht glauben, dass ich das sage... Aber du solltest jetzt wirklich ins Bett." Die Schottin öffnete eines ihrer bereits geschlossenen Augen und sah durch ihre Wimpern zu dem Dunkelhaarigen, der das gerade ernsthaft gesagt hatte. Azraels Blick lag kritisch auf ihr und sie musterte ein kleines, müdes Lächeln.
"Seit wann bist du ein Spießer?", wollte sie ihn ärgern und hörte ihn nur schnauben.
"Seit mir klar ist, dass ich dich morgen ins Flugzeug bekommen muss.", stellte er gleich klar. Baal sagte auch noch irgendwas an Azrael gewandt, aber sie bekam schon gar nicht mehr mit, was es war. Urgs, allein der Gedanke ans Fliegen drehte ihr den Magen um. Sie gab einen unwilligen und kaum verständlichen Laut von sich, fast schon gequält, als der bittere Geschmack sich in ihrem Mund ausbreitete. Noch war es glücklicherweise erträglich. Konnte sie nicht einfach hier liegen bleiben?

Die Antwort war nein. Sie wurde hochgehoben und ihr Verstand kam kaum hinterher, um zu verstehen, dass sie gerade getragen wurde. Lieber ließ sie ihre Augen geschlossen und die sanften Bewegungen der Schritte wogen sie tatsächlich in den Schlaf, sodass sie nicht einmal mehr mitbekam, wie sie ins Bett gelegt wurde.
"Du bist unmöglich, Cat. Schlaf jetzt." Die Schottin wusste am nächsten Morgen nicht mehr, ob die geflüsterten Worte wirklich von Azrael stammen oder sie es nur geträumt hatte, aber jemand hatte sie in ihr Zimmer gebracht und zugedeckt. Das warme Gefühl in ihrem Inneren würde sie wohl fortan begleiten.
Fakt war, dass sie künftig besser die Finger vom Glühwein lassen sollte. Die viereinhalb hatten sie bereits ausgeknockt, das sollte ihr eine Lehre sein. Zumindest bis zum nächsten Jahr...

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.12.2024 21:17.

Sprenkel

26, Weiblich

  8. Pocketbook Writer

Eventmanager

Ambitionierter Teilnehmer

Beiträge: 931

Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von Sprenkel am 03.12.2024 00:01

tuerchen_3.png

3. Dezember
Ab wie vielen Gläsern Glühwein wäre dein Charakter betrunken? Wie trinkfest ist er?


Zeit für die Antwort bis am 5. Dezember um 23:59 Uhr

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CloudFair

27, Weiblich

  9. Employed Writer

Beiträge: 576

Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von CloudFair am 02.12.2024 22:52

2. Dezember Marlon Cranford,29 Jahre, Killer für die Mafia
TW: lose Erwähnung von Blut/Tod

Weihnachten....das Fest,an dem er sich normal fühlte,wie jeder um ihn herum. Keine komplizierten Diskussionen und Verhandlungen,keine Aufträge. Marlon ließ seinen Blick über die bunten Stände des Weihnachtsmarktes gleiten,genoss den Geruch von Glühwein,Würstchen und Mandeln. Mal keine schimmeligen Räume Alkohol und der Geruch von Blut, Kotze und Tod. Er schnaubte leise,als würde er sich selbst für seine Gedanken verurteilen. Er sollte so nicht über seinen Job sprechen,er hatte ihn von der Straße geholt,ihm das Leben gerettet. Er hatte ein gutes Leben,Geld,immer Essen auf dem Tisch. Dennoch,er fühlte sich unter normalen Menschen auf der Straße immer falsch. Er war für sie ein herzloses Monster,ein Mörder,der nicht fragte,weswegen er für mächtigen Mafiosi Nummer x Person y töten sollte. Fragen hatte er schon lange nicht mehr gestellt. Doch jedes Jahr nahm er sich immer wieder ein bisschen Zeit,die Advents- und Weihnachtszeit ließen ihn lebendiger fühlen,näher an der...Realität? Den Menschen,die er spöttisch Zivilisten nannte? Er trat näher,wich lächelnd einem Kind mit Ballon in der Hand aus,dass ihm über den Weg lief. Ein Glühwein,vielleicht zwei,er hatte mittlerweile viel zu lange beobachtet und seinen Gedanken nachgehangen. Essen brauchte er nicht,er machte sich aus zuckrigem Kram wenig,war er nicht gewohnt und es fühlte sich immer an,als ob der Zucker wie ein Blitz schmerzhaft durch ihn schlug. Ein oder zwei Glühwein gehörten dennoch dazu..
Viel mehr Wert legte er auf das Beobachten der Besucher und betrachten der Kunstwerke. Geschnitztes, selbst Bemaltes,sogar selbst geschmiedeter Schmuck. Vielleicht sollte er sich einen Ring kaufen,sie waren wie sein Markenzeichen, es schmückten stets etliche dicke Ringe seine Finger. Vielleicht eine Tarnung,ein Verharmlosen,was diese Finger machten...
Ausgestattet mit einem schwarzen,gravierten Ring und einem dampfenden Glühwein setzte Marlon sich auf eine Bank am Rande des Marktes. Atmete die kühle Luft ein,die sich nun mit dem süßlichen Duft des Glühweins vermischte. Lächelnd schloss er kurz die Augen. Ein paar Tage nur normal sein....


Boy, oh Boy. The price of freedom is steep
-Zack, Crisis Core

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CheshireCat_86

73, Weiblich

  13. Award Winning Author

Amateur-Unterhalter

Beiträge: 18324

Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von CheshireCat_86 am 02.12.2024 21:49

2. Dezember 1862

Leise glitt der hölzerne Schlitten über den Schnee. Bahnte sich frische Pfade in den locker gefallenen Schnee. Die Glöckchen an dem Geschirr der 2 Kaltblüter klangen leise und rhythmisch, während die Tiere schnauften und Wölkchen ausstießen. Grace saß neben ihrem Bruder, ihr gegenüber Lady Isabella und Lady Auguasta. Sie wollten heute den Weihnachtsmarkt in Kennington besuchen – einem Vorort von Oxford. Grace schätzte Lady Augasta – eine Dame mittleren Alters, die nachdem ihr Mann verstorben war und es keine Erben gab, ihr gesamtes Gut an den Neffen 2. Grades verloren hatte. Großzügigerweise durfte sie in einem kleinen Anwesen auf den Ländereien weiterhin leben und bekam Nadelgeld. Es war gewiss nicht viel, aber es reichte für ein gemütliches Leben. Und Grace lernte von Lady Augasta Griechisch und Latein, zwei Sprachen, die ihr so absolut nicht lagen – wieso auch sollte sie alte Sprachen lernen? Doch mit Lady Augasta war es wirklich erheiternd. „Matthew Darlin`?“ setzte Lady Isabella an und ihr Bruder hob den Blick. „Ich würde gerne noch bei Madame vorbei, ihr den Auftrag für die kommende Saison geben. Würdest du mich begleiten?“ Matt sah zwiegespalten zwischen den Damen hin und her. „Geh nur Matt – Lady Augasta und ich haben doch Mr. Fitz und Miss Darcey dabei, geh nur und lass uns einfach später bei den Maronen treffen.“ Meinte sie auffordernd und Matt nickte. „In Ordnung, dann kann Lady Isabella auch gleich für dich die Kleider bestellen.“ Sie verzog nicht gerade begeistert das Gesicht, schwieg dazu aber. Es machte keinen Sinn gegen Windmühlen anzukämpfen und in dem Fall war ihr Bruder sturer als eine Windmühle. Als sie vor dem kleinen, aber gemütlichen Marktplatz hielten, begannen gerade die Glocken der Kirche zu schlagen. 16 Uhr – es war bereits langsam am Dämmern und bald würde es dunkel sein und die Feuerkörbe entfacht werden. Hier – im Dorf – war der Schnee nur noch brauner, nasser Matsch. Ein Umstand, den Grace traurig machte, der Schnee überdeckte alles so herrlich und ließ es friedlich wirken. Doch wenn er so schmuddelig wirkte, war es einfach eklig, wie sie fand. Matt hob sie aus der Kutsche und in den Stuhl. „Ich nehme dich mit Liebes.“ Erklärte Lady Augasta und Grace winkte ihrem Bruder kurz nach, während sie sich – gefolgt von Mr. Fitz und Miss Darcey – in das Getümmel des Weihnachtsmarkts stürzten. Die meisten Auslagen waren etwas zu hoch und Grace reckte den Kopf, besah sich die Auslage eines Seifenhändlers. Ein anderer Stand bot gefärbte Tücher an und wieder ein anderer verkaufte Glühwein – ein Trend, der von Preußen vor einigen Jahren herübergeschwappt war. Sie mochte diesen warmen Wein ja gar nicht – er stieg ihr viel zu schnell zu Kopf! Doch trotzdem erkundigte sie sich bei Lady Augasta, ob diese etwas trinken wollte, was diese lachend verneinte. Doch der Stand, der ihre Aufmerksamkeit erweckte war der Stand der Kirche. Sie boten kleine und größere Spenden an, die erworben werden konnten und das Geld ging an das Waisenhaus. Eine wunderbare Aktion – zumal es allerlei Krims und Krams zu bestaunen gab. Da war ein Schachspiel aus Elfenbein und Onyx, eine wunderschön verzierte Bibel oder auch ein Schmuckkamm mit kleinen Edelsteinen. Sie deutete auf ein Paar Manschettenknöpfe. „Guten Tag Pater Benedict, sagt, was würdet ihr euch als Erlös für diese Manschettenknöpfe wünschen?“ Pater Benedict, dessen Bruder in Oxfordshire ebenfalls als Pater lebte, lächelte warmherzig. „Guten Tag Lady Grace, wie schön euch zu sehen. Geht es euch und eurem Bruder gut?“ Sie nickte und er lächelte. „Nun, je mehr wir erhalten desto besser, aber sagt, was würdet ihr denn gerne geben?“ Sie überschlug das Nadelgeld, welches sie gespart hatte. „Ich hätte 40 Pfund und 65 Pence.“ Pater Benedict sah etwas unglücklich aus. „Ich…“ sie hob die Hand. „Ich verstehe Pater, es geht um die Kinder, ihr solltet so viel herausholen wie es geht, damit sie ebenfalls wunderbare Weihnachten haben können.“ Meinte Grace verständnisvoll. Er rieb sich unbehaglich den Nacken. Grace ließ ihren Blick über die Spenden gleiten. Entdeckte einen Seefahrer-Bericht über Indien und China und einen Globus, in dem man eine Flasche verstecken konnte. Sie kicherte. Wer stellte sich denn so etwas albernes hin?  „Darf ich euch etwas besonderes zeigen?“ sie nickte und er reichte ihr eine Pfeife aus Bernstein, in der mehrere Einschlüsse waren. „Ich gehe nicht davon aus, dass man sie benutzen kann. Aber sie ist schön geschnitzt – gerade das Schiff ist wirklich meisterlich.“ Erklärte er ihr. Sie allerdings verstand nicht, wieso man eine Pfeife schnitzen sollte, die nicht benutzt werden konnte? „Pater Benedict….“ Sie reichte ihm 20 Pfund. „Ich möchte etwas tun, allerdings befürchte ich, dass ich nicht die Mittel habe hier etwas zu erwerben. Aber nehmt meine Spende dennoch an.“ Bat sie lächelnd. „Kauft davon etwas Süßes für die Kinder.“ Bat sie und strich mit den Fingerspitzen über eine kleine Spieluhr. Es war herrlich all die Dinge zu sehen. Jedes hatte seine eigene Geschichte – doch keines passte wirklich zu ihrer Geschichte, wie sie fand. Und vielleicht war es besser, dass die Gegenstände dort ankamen, wo sie am Ende hinkommen sollten….

Alice asked the Cheshire Cat, who was sitting in a tree, "Can you show me the right direction?" The cat asked, "That depends on where you want to end up?" "I don't know where I want to end up" Alice answered. "Then," said the cat, "it really doesn't matter which direction you take, does it?"

~Lewis Carroll, Alice's Adventures In Wonderland~

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LuciferDaem...

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Catriona McLoid - 2. Dezember

von LuciferDaemonium am 02.12.2024 19:07

2. Dezember - Von Engelsfiguren und Zuckerwatte

 

Bunte Lichter begrüßten Catriona und Azrael. Ein farbenfrohes und etwas grelles Spiel dutzender Lichterketten und Dekorationen, die im Dunkeln des Abends eine Atmosphäre der Fröhlichkeit und Festlichkeit schufen. Russland war in allem, was es tat, meistens... bunt. Der Weihnachtsmarkt hier war kaum zu vergleichen mit dem in London. Hier funkelte und glitzerte es überall, aber irgendwie weckte dieser Anblick eine fast schon kindliche Begeisterung in der Schottin. Weihnachten und die gesamte Vorweihnachtszeit sind die letzten beiden Jahre leider zu kurz gekommen. Wenn man für Lucifer persönlich arbeitete, sollte man nicht einmal das Wort 'Weihnachten' in den Mund nehmen. Diese Jesus-Sache stieß dem Teufel immer sauer auf und er hielt ohnehin nichts von den menschlichen Festen. Azrael hingegen hatte von sich aus den Vorschlag gebracht, den Weihnachtsmarkt zu besuchen. Catriona war aus allen Wolken gefallen, aber der Höllenprinz schien nicht den Abend in Baals Anwesen versauern zu wollen, wenn dieser ohnehin nicht da war. Demnach hatte er den Rotschopf einfach ohne zu fragen ins Auto gesetzt, aber böse war Catriona ihm nicht. Im Gegenteil. Kaum hatte er verkündet, wohin es ging, hatte sie zu strahlen begonnen und das hörte noch immer nicht auf.


Mittlerweile standen sie inmitten des abendlichen Getümmels. Der köstliche Duft verschiedener Süßigkeiten vermischte sich mit dem Geruch herzhafter Pfannen und russischem Gebäck. Ihr Magen machte sich fast sofort bemerkbar. Außerdem roch sie Glühwein, süßen Punsch und jede Menge Kindheitserinnerungen kamen in ihr auf. Das Lächeln wich keine Sekunde mehr von ihrem Gesicht. Die vielen Holzhütten waren von einer kleinen Schneedecke eingehüllt, was den Anblick der bunten Lichter nur noch perfekter machte, als ohnehin schon. Selbst die Kälte spürte sie gerade nicht, ganz im Gegenteil zu dem gestrigen Tag, an dem sie zum Schlittschuhlaufen genötigt wurde.
"Ist das dein Versuch, wieder gutzumachen, dass du mich fast hast fallen lassen?", grinste Catriona frech zu Azrael auf, der nur schnaubend auflachte.
"Fast ist hier ausschlaggebend, ein witziger Anblick war es allemal. Aber nein, wo denkst du hin.", entkam es ihm zuckersüß.
"Das hier dient einem eigennützigen Zweck." Suchend sah der Dunkelhaarige sich auch schon um, als würde er nach etwas bestimmten Ausschau halten. Catriona lachte auf und deutete geradeaus zu der großen, prächtig geschmückten Tanne.
"Wenn du die Krippe suchst, die ist da vorne.", zog sie den Dämon auf, der wie zu erwarten das Gesicht verzog und nur den Kopf schüttelte, kaum dass er die aus Holz geschnitzte Krippe mitsamt Josef und Maria erblickte.
"Ehrlich, wer sich diesen Mist ausgedacht hat.", grummelte er nur und zog sie kurzerhand nach Links, weg von den Holzfiguren. Azrael schien ungeduldig und alsbald sah sie, wohin es den Dämon zog. Der Süßigkeitenstand, der sie mit einer großen Auslage und jeder Menge kitschiger Lebkuchenherzen begrüßte.
"Was denn, ist es denn nicht realistisch dargestellt.", feixte die Schottin weiter, die jedoch einen Funken Neugierde in sich trug. Immerhin saß sie an der religiösen und historischen Quelle schlechthin. Azrael warf ihr einen säuerlichen Blick zu, der verdeutlichte, dass diese christliche Geschichte wohl kompletter Bullshit war. Sie stellten sich in die Schlange, die ihrem höllischen Boss sichtlich noch weniger gefiel als die Krippe von eben. Er verschränkte die Arme vor der Brust und trommelte mit seinen Fingern auf seine Arme. Catriona blieb entspannt, gehörte das Gedränge und Schlangestehen eben zum Weihnachtsmarkt dazu. Sie nutzte die kurze Ruhe um sich eine Zigarette anzuzünden und reichte aus Gewohnheit die Packung an ihn weiter. Stumm bediente sich Azrael und sie legte leicht den Kopf schief, kaum dass der erste Zug in der Luft verschwand.

"Also? Nicht der Wahrheit entsprechend oder nur wieder eines der hübsch verpackten Märchen der Menschen?", wollte sie wissen und die Neugierde brannte in ihren Augen. Azrael zog einen langen Moment an seiner Giftstange und schien nun ihre Ungeduld zu genießen, doch da die Schlange noch immer nicht aufrückte, musste er wohl oder übel Zeit überbrücken.
"Ja und nein.", gab er erst von sich und Catriona zog nur die Brauen an. Das war doch keine Antwort! Azrael grinste, offenbar stand es ihr ins Gesicht geschrieben.
"Zum einen sind diese ganzen Wundertaten nicht sein Werk. Er wurde nur als Sündenbock der Engel genommen, um in den Menschen Ehrfurcht zu wecken, auf dass sie den Tugenden folgen. Hat ja wunderbar funktioniert, wie man sieht.", entkam ihm letzteres mit hörbarem Sarkasmus.
"Der Typ selber war nicht wirklich zu gebrauchen. Manchmal fragte ich mich, ob er zu lange in der Sonne gestanden hat, bei dem, was er manchmal von sich gegeben hat. Mal ehrlich, ich weiß wirklich nicht, was ihr Menschen an ihm findet. Ihr sprecht ihm viel zu viel zu, Mächte die kein Mensch überhaupt beherrschen würde." Azrael schüttelte nur ungläubig den Kopf, während Catriona jedes Wort förmlich aufsog und sie langsam dem Stand näher kamen.
"Wahrscheinlich war es ein Versuch, den Glauben umzumünzen. Vorher wurden einige von uns als Gottheiten verehrt oder als Geistwesen angesehen. Bis der Sandalenlatscher kam." Fast schon klang seine Stimme bedauernd und Catriona prustete leicht.
"Was denn, hast du keinen Göttertitel bekommen?", wollte sie neckend wissen und erntete einen finsteren Blick.
"Was will ich denn damit? Dann hör ich den ganzen Tag das Gejammer sinnloser Wünsche. Die Firma reicht diesbezüglich vollkommen.", konterte der Dämon auch sogleich, der Verantwortung ohnehin lieber von sich wies. Catriona grinste nur kopfschüttelnd, doch ehe sie weitersprechen konnten, waren sie endlich an der Reihe.


Die Schottin ließ ihre Augen über die süßen Köstlichkeiten wandern und ihr Magen machte sich abermals bemerkbar, als sie sich für schokolierte Früchte und ein paar gebrannte Macadamianüssen entschied. Außerdem ließ sie sich eine Tüte von Prjaniki "Nezhenka" einpacken, die sie sogar mit Azrael teilen würde. Sie hatte von Baal die Empfehlung bekommen, sie probieren zu müssen. Und zugegeben sahen die russischen Lebkuchen auch einfach zu verführerisch aus, als sie liegen zu lassen. Fragend sah sie zu Azrael auf, was er wollte.
"Geht auf mich, du bezahlst die erste Runde heißen Met.", schmunzelte sie und ihr infernaler Begleiter ließ sich das nicht zweimal sagen. Zu ihrer Überraschung wollte er tatsächlich Zuckerwatte. Das... kam unerwartet und sie blinzelte ihn einen Moment ungläubig an, ehe sie ein kleines Lächeln in ihrem Schal versteckte. Das war irgendwie süß. Und so völlig überraschend, wenn man bedachte, wer da neben ihr stand. Doch er schien begeistert von der reinen Zuckermasse zu sein und grinste bereits vorfreudig. Catrionas Mundwinkel zuckten belustigt, ehe sie dem Verkäufer das Geld reichte.


Beladen mit dem wohl eher ungesunden Abendessen tauchten die beiden wieder in die Menge, auf dem Weg um den Süßkram mit ähnlich süßem Met runterzuspülen. Die Weihnachtsmusik begleitete sie dabei, die aus einigen Lautsprechern der Buden dröhnte. Stimmengewirr und Lachen erfüllte die warme, dampfende Luft, als es leicht zu schneien begann. Catriona sah zum dunklen Himmel auf und atmete einen Moment lang tief ein, genoss diesen Abend viel zu sehr. Sie sollte sich definitiv öfter diese Freiheiten schöner Momente gönnen. Es kam die letzten Jahre viel zu kurz, dass sie fast vergessen hatte, was es hieß, ein Mensch zu sein. Doch jetzt und hier fühlte sie sich lebendig und sogar glücklich, wie könnte sie bei den köstlichen Früchten auch nicht?
Kaum sah sie wieder nach unten merkte sie, dass sie stehen geblieben war und Azrael in einigen Metern Entfernung fragend zu ihr zurücksah. Schnell wollte die Schottin zu ihm aufholen, als ihr ein kleiner Stand rechts neben ihr ins Auge fiel. Ein alter Mann saß dahinter auf einem Schemel und pries kleine Handwerkskunst an. Holzfiguren in allen Formen und Farben strahlten ihr entgegen. Vom klassischen Nussknacker bis zum russischen Bären war alles dabei. Begeistert wank sie Azrael zu, dass er zu ihr kommen sollte und sie begann schon herzhaft zu lachen, noch ehe er da war. Sie hob eine Figur an und präsentierte sie ihm feierlich. Ein absolut kitschiger Engel mit Kindergesicht und ganz kleinen Flügeln, der eine Harfe in der Hand hielt. Azrael starrte die Figur einen Moment an, ehe auch er lachen musste.
"Ich finde, Michael wurde perfekt getroffen!", gluckste er vergnügt und Catriona lachte nur noch mehr.
"Dasselbe habe ich mir auch gedacht.", gestand sie, immerhin war das auch ihr erster Gedanke gewesen.
"Meinst du, er freut sich über das Mitbringsel? Wenn er dir im nächsten Quartal wieder das Leben schwermachen will?", erwachte der Schalk in ihr und Azrael sprang nur zu gerne sofort auf den Zug mit auf.
"Unbedingt!", kam es fast schon mit jungenhafter Begeisterung von ihm. Würde er die Zuckerwatte nicht halten, hätte er wohl begeistert in die Hände geklatscht. Der Gedanke, den Engel damit zu kränken auf so wundervoll banale Art war ganz nach seinem Geschmack. Im fließenden Russisch fragte er den alten Mann, wie viel er für die Figur wollte und bezahlte sie ohne mit der Wimper zu zucken. Das eingepackte Geschenk verstaute er feierlich in seiner Manteltasche.
"Ein Weihnachtsgeschenk für deinen Onkel, mh?", grinste Catriona und erhielt nur einen halb warnenden, halb amüsierten Blick.
"Ich dachte, du wolltest Met.", kam es auch prompt scharf zurück.
"Ich habe nichts gesagt, Sir.", beeilte sich Catriona schmunzelnd und ohne Reue zu sagen und folgte ihrem Boss zu dem begehrten Metstand, der wohl auch ihre letzte Station am Abend werden sollte.


Vielleicht hatte sie diesmal über den Durst getrunken und war leicht erheitert, doch die ganze Atmosphäre des Abends war es, die sie regelrecht beflügelte. Die Röte hatte sich in ihren Wangen festgesetzt, als sie nahe eines Heizpilzes standen und die Tonbecher mit warmem Met umklammert hielten.
"Nächstes Jahr wieder?", fragte sie irgendwann nur an Azrael gewandt, der gerade von den Prjaniki naschte. Belustigt sah er auf und zuckte lediglich mit den Schultern.
"Wenn es sich ergibt, warum nicht.", gab er sein indirektes Einverständnis, dass die Schottin nur noch breiter grinsen ließ.
"Dann aber New York.", bestimmte er noch und ihre Augen leuchteten regelrecht auf, war sie dort noch nie gewesen.
"Deal!", prostete sie ihm feierlich zu und stieß mit ihm an, um das Versprechen zu besiegeln. 

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random.xme

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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von random.xme am 02.12.2024 17:14

02. Dezember – Verstrickte Aufstände
Ich hatte es mir mit einer viel zu kleinen Tasse Glühwein am Süßigkeitenstand gemütlich gemacht und wartete darauf einen diabetischen Schock zu bekommen. Ich hatte kein Diabetes, aber meine Mutter hatte ihn und bei der Menge an gebrannten Mandeln, gezuckerten Äpfeln, Mutzen und Crêpes die ich in der letzten halben Stunde in mich hineingefuttert hatte, würde es mich nicht wundern, wenn mir mein Hausarzt in den nächsten Wochen eine sichere Diagnose stellen würde. Auf den zukünftigen Schreck fischte ich ein Plätzchen aus der Brotdose, die ich von zuhause mitgenommen hatte und hielt Ausschau nach meinem Freund. Auf Weihnachtsmärkten dauerte es kaum ein paar Sekunden und schon hatte man ihn aus den Augen verloren. Während ich an den Fresständen mein Dasein pflegte, konnte er sich nicht von den schönen Handarbeiten losreißen. Jedes Jahr zeigte er auf die teuren Schwippbögen und wollte mich überreden immer wieder einen neuen zu kaufen, obwohl wir schon einen 350 Euro Kracher mitten im Wohnzimmer stehen hatten. Eine Winterlandschaft mit Rehen, Hasen und einem festlich erleuchteten Dorf. Es war mein Weihnachtsgeschenk an ihn gewesen und noch heute konnte ich seine Augen vor Freude strahlen sehen. Jedes Jahr stellte er ihn gleich als Erstes auf, klemmt die Stromversorgung an und würde für Stunden vor dem Teil hocken, als wäre es das Feuer in der Steinzeit. Ich schlürfte an meinem Glas und reckte den Hals.
Schließlich gab ich doch den umkämpften Platz am Stehtisch auf, um nach Piet zu suchen, am Ende kaufte er wirklich noch etwas, was wir nicht gebrauchen konnten.

 

„Ja echte Merinowolle und Handgefertigt" Piet hielt die kuschlige Mütze in den Händen und begutachtete sie, als wäre sie ein seltener Käfer. Selbstgemacht und Merinowolle. Fast hätte er gelacht. Das Teil vor sich hatte mehr Polyester in sich als die Warnwesten in seinem Auto, ihn würde es nicht wundern, wenn sie auch noch nachts anfingen zu leuchten „Aber Wolle ist schwerer und fühlt sich gröber an. Das hier kann nicht zu 100% Wolle sein" ich nahm die Mütze nochmal genauer unter die Lupe und betrachtete die Maschen, die alle zu perfekt und gleich aussahen, als dass sie wirklich von Hand gewebt worden wären. Was nicht schlimm ist, aber wenn man seine 30 Euro für eine Mütze zahlen soll, dann sollte man wenigstens wissen, dass man sie bei Ali-Express auch für 4 Euro kriegen würde. Nicht auszudenken, wenn selbst die Handwerker und Handarbeiter auf den Märkten ihre Kunst nicht mehr selbst herstellten. Man konnte ja auch schlecht eine Kiefer zur Buche machen!
„Und hier. Der Farbverlauf ist nur möglich, wenn das Muster nachträglich geprägt wurde. Sehen sie" ich band einen weiteren Passanten ein, der den Mut besaß, einfach neben mir stehen zu bleiben „Sehen sie den Verlauf, ein Aufschneider haben wir hier!" rief ich laut genug, dass die anderen um uns herum alles genau hören konnten „Schreien Sie doch nicht so rum, das verdirbt mir noch das Geschäft!" rief der Standbesitzer zurück und ich hätte ihm fast die Zunge rausgestreckt, bis ich mich erinnerte, dass ich ein Erwachsener war.

„Aufschneider!" rief jemand weiter vor mir und ich ahnte Schlimmes. Wenn Piet eins mehr liebte als diese kleinen Kunsthandwerkstände, dann waren es die Handarbeitsstände. Wenn einer minderwertige Ware verkaufte, dann sah er rot und neigte dazu einen Aufstand anzuzetteln, dass französische Revolutionäre noch was lernen konnten. Ich ging etwas schneller und erreichte schließlich den Stand, bevor sich eine Traube um alle bilden konnte.
„Jade...gut dass du da bist. Du hast hoffentlich nichts von diesem Stand gekauft?" fragte er schon in Rage geredet und ich schüttelte nur den Kopf. Als würde ich mein Geld für etwas anderes als Essen ausgeben. „Piet...bitte...lass die Menschen ein Besinnliches Weihnachten feiern" bat ich ihn dann und strich ihm über den Oberarm „Ja. Wenn diese Hochstapler es auch tun!" entgegneter er mir.


Dinge über die etwas geschrieben steht, existieren. Sie sind nicht immer wahr, aber sie existieren


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Sprenkel

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Beiträge: 931

Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲

von Sprenkel am 02.12.2024 00:05

tuerchen_2.png

2. Dezember
An welchem Weihnachtsmarktstand würde dein Charakter die meiste Zeit verbringen? Oder würde er auf keinen Fall an einen Weihnachtsmarkt gehen?


Zeit für die Antwort bis am 4. Dezember um 23:59 Uhr

Antworten
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